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China nimmt den planmäßigen Frachtverkehr über «Nördliche Seeroute (NSR)»

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China nimmt den planmäßigen Frachtverkehr über «Nördliche Seeroute (NSR)»
Die Arktis-Route im Norden ist wesentlich kürzer als jene im Süden durch Suez | Quelle: Collin Knopp-Schwyn and Turkish Flame, CC BY 4.0 via Wikimedia Commons
Das Containerschiff Istanbul Bridge mit einer Kapazität von 4.890 TEU, der Reederei Sea Legend Line, hat am 20.9.2025 vom Ningbo-Zhoushan-Hafen aus den China-Europa Expressdienst aufgenommen. Das Schiff soll nach 18 Tagen im Containerhafen von Felixstowe in Großbritannien einlaufen.

Russland verfügt über die größte Eisbrecher-Flotte der Welt

Nuklear-Eisbrecher der Projekt-Serie 22220 im Einsatz mit Frachtschiff im Schlepp | Bild: dzen.ru

Von REDAKTION | Eine Fahrt der «Istanbul Bridge» auf der Südroute durch den Suezkanal hätte über 40 Tage gedauert – die nördliche Route bringt eine erhebliche Zeit- & Kostenersparnis. Sie ist um 30% bis 40% kürzer als alternative Varianten im Süden.

Die Nördliche Seeroute (NSR) der Arktis läuft entlang der nördlichen Küstenstreifen Russlands und führt den Seefrachtverkehr durch die Beringsee, Tschuktschensee (Eisdicke: 2.5 m), Ostsibirische See (Eisdicke: 3 m), Laptewsee (Eisdicke: 2.5 m), Karasee, Barentssee und Nordsee.

Nach Felixstowe (GB) wird das Containerschiff «Istanbul Bridge»  in Europe noch vier weitere Häfen anlaufen, nämlich Rotterdam, Hamburg, Danzig, um bis zum 17. Oktober hin, planmäßig in St. Petersburg einzutreffen.

Die arktischen Gewässer sind aufgrund der Eisdecke normalerweise nur zwei bis vier Monate im Jahr befahrbar. Doch, mit Hilfe von Einbrechern neuester Technologie wird die Befahrbarkeit der NSR Schritt für Schritt von derzeit neun Monaten auf einen ganzjährigen Fahrbetrieb hochgeschraubt. Russland verfügt über die größte Eisbrecher-Flotte der Welt:

Sie besteht aus sieben atomgetriebenen – plus vierunddreißig Eisbrechern mit konventionellem Diesel-Antrieb!

Die „Tschukota“ lief am 6.11.2024 für FSUE  „Atomflot“ von Rosatom vom Stapel | Quelle: explain.ru

Am 6.11.2024 lief die „Tschukotka“ in der Baltischen Werft in St. Petersburg vom Stapel. Es kann Eisdecken von drei Meter Dicke durchbrechen und wird Ende 2026 in Dienst gestellt werden. Der Eisbrecher ist wie auch die Schwesterschiffe der Projekt-Serie 22220 mit einem Zwei-Reaktor-Kernreaktor für MW 175 der neuen Generation „RITM-200“ ausgerüstet und neben dem Einsatz in arktischen Gewässern auch für den an Mündungen polarer Flüsse vorgesehen. Die „Tschukota“ verfügt über eine Doppelrumpfkonstruktion sowie Ballasttanks. Schiffe der Bau-Serie 22220 haben eine Verdrängung von 33.570 t max. und erreichen eine Geschwindigkeit von 22 Knoten.

Konzeptbild des Eisbrecher Modells «Leader» mit einer Verdrängung von 71.000 t |
Quelle: Rosatomflot

Das Projekt 10510 „Leader“ mit dem dann wiederum größten Eisbrecher der Welt weist einzigartige Eigenschaften auf: Dieser Eisbrecher mit einer Verdrängung von mehr als 71.000 Tonnen wird der leistungsstärkste der Welt sein, ausgestattet mit zwei RITM-400-Nuklear-Reaktoren einer Leistung von jeweils 315 MW. „Leader“ wird in der Lage sein, 50 Meter breite Kanäle durch Eis einer Dicke von 4.5 m zu brechen. Das Schiff hat eine Länge von 209 m und eine Breite von 47.7 m und befindet sich seit 2020 im Bau. Der erste „Leader“ soll gemäß Plan 2030 in Dienst gestellt zu werden. Zum Vergleich: Die Titanic hatte eine Länge von 269 m und Breite von 28 m.

Der Trend des Transportaufkommens über die NSR steigt

Transportvolumen in Tausenden von Tonnen über die NSR von 1933 bis 2023 | Quelle: https://ru.wikipedia.org/wiki/Северный_морской_путь

 Statistiken bestätigen das wachsende Interesse an der NSR: Bis Ende Mai 2025 haben die russischen Behörden 196 Transitanträge registriert, was eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr von 50% darstellt. In Folge wurde inzwischen der fahrplanmäßige Dienst aufgenommen.

Nach Prognosen des russischen Ministeriums für Entwicklung der östlichen Regionen werde über die NSR bis 2030 ein jährlicher Frachtumschlag von bis zu 100 Millionen Tonnen realisiert werden.

Die militärische Dimension der NSR und  die der arktischen Region insgesamt

Im Juli 2024 veröffentlichte das US Deptartment of Defence (DoD) – heute Kriegsminiserium genannt – seine „2024 Arctic Strategy“ | Quelle: DoD
Karte des US Departments of Defense mit nationalen Einflusszonen der Arktis | Quelle: DoD

Im Vorwort des Strategiepapiers des DoDs – heute Kriegsministerium – steht u.a.:

„… Diese zunehmend zugängliche Region wird zu einem Schauplatz strategischer Konkurrenz und die Vereinigten Staaten müssen bereit sein, sich dieser Herausforderung gemeinsam mit Verbündeten und Partnern zu stellen.“

Im Report selbst, steht weiter:

„… Die Aktivitäten der VR China und Russlands in der Arktis – einschließlich ihrer wachsenden Zusammenarbeit –, die Erweiterung der NATO und die zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels kündigen ein neues, dynamischeres Sicherheitsumfeld in der Arktis an. Diese Veränderungen sowie die wachsende Zusammenarbeit zwischen Russland und der VR China können die Stabilität und die Bedrohungslage in der Arktis verändern. Sie bieten dem Verteidigungsministerium auch Möglichkeiten, die Sicherheit in der Region durch eine vertiefte Zusammenarbeit mit Verbündeten und Partnern zu verbessern.“
[…]
„… Die Volksrepublik China und Russland arbeiten in der Arktis zunehmend mit verschiedenen Instrumenten nationaler Macht zusammen. Obwohl zwischen der Volksrepublik China und Russland weiterhin erhebliche Meinungsverschiedenheiten bestehen, gibt ihre zunehmende Annäherung in der Region Anlass zur Sorge, und das Verteidigungsministerium beobachtet weiterhin diese Zusammenarbeit.“

Das soll heißen: Die USA verfällt in „Sorge“, wenn Nationen, wie China und Russland friedlich zusammenarbeiten, zumal das ihre hegemonialen Ansprüchen hindert bzw. ihrer hegemonialen Kontrolle über sämtliche Teile der Arktis im Wege steht. Hinzu kommt, dass die US Administration inzwischen ungeniert und offen eingesteht, dass ihnen in ihrer Sammlung westlicher „Kolonien“ noch Kanada und Grönland fehle.

So, weiß Russland seine arktischen Territorien und Transportwege im Norden mit seinen modernsten Militärkräften zu Wasser und Lande und in der Luft entsprechend zu schützen und zu verteidigen. Denn:

Die Region verfügt über sehr wichtige Korridore für die nukleare Unterseeboot-Flotte sowie kürzeste Flugbahnen ballistischer Raketensysteme, sowohl in Bereitschaft, wie auch im Einsatz!

Die atlantischen Kriegsplaner erkannten, dass sie die Seerouten der Arktis, ungleich denen der südlichen Hemisphäre, nicht mehr so einfach blockieren würden können. Dies durchkreuzt die Kriegspläne atlantischer Strategen gegen China, welche ursprünglich vorsahen, das Land einzukreisen, um u.a. von der Nahrungsmittelzufuhr abzuschneiden und darüber rund 500 Millionen Chinesen aushungern zu lassen.

Dazu kommt, dass China und Russland das althergebrachte und übliche hegemoniale Doppelspiel der Atlantiker für ihre „Eine-Welt-Ziele“ inzwischen voll und ganz durchschaut haben!

Beide Großmächte – China und Russland im westlichen Fadenkreuz – sorgen dafür, dass ihre militärische Überlegenheit – sowohl konventionell, wie auch nuklear – falls sie sich künftig weiter verändern sollte, nur weiter anwachsen werde – nicht umgekehrt! Das ist absolut notwendig, falls der kollektive Westen meinte, seinen Kriegskurs, wie bisher, immerwährend weiterführen zu müssen.

Organisationen, wie BRICS, SCO und andere, sorgen dafür, dass sich das numerische Kräfteverhältnis zwischen Wertewesten und Globalem Süden immer weiter und stetig in Richtung 10 – zu 90 Prozent verschieben werde. Das ist nur noch eine Frage der Zeit!

Die Sorge von Washington bzw. jetzt ihres Kriegsministeriums über die Aktivitäten Russlands und Chinas in der Arktis wurden von der Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa kommentiert. Sie erklärte, dass China in den hohen nördlichen Breiten eine Politik der militärischen Zurückhaltung verfolge und darauf achte, keine Spannungen zu erzeugen. Die außenpolitische Sprecherin wies darauf hin, dass die Militärstrategie der USA die Einbeziehung ihrer Verbündeten in der Bekämpfung Russlands und Chinas vorsehe:

Dazu gehörten auch Nicht-Arktis-NATO-Länder, wie z.B. Großbritannien und Deutschland!

Die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, verlautete ihrerseits, dass Peking die verzerrte Darstellung der chinesisch-russischen Zusammenarbeit in der Arktis bzw. die Kritik der Vereinigten Staaten daran zurückweise. Die Sprecherin erklärte, dass China konsequent die Zusammenarbeit mit allen Interessengruppen in der Arktis konsequent verfolge und „sich zur Wahrung des Friedens und Stabilität in dieser Region sowie für deren nachhaltige Entwicklung“ einsetze!

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