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Wie Deutschland im Jahr 1990 in die Wiedervereinigungsfalle tappte

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US-Außenminister Baker an Gorbachow: «... keinen Inch NATO-Osterweiterung...» | Quelle: US National Security Archive & User: Homonihilis, Public domain, via Wikimedia Commons

Der Fall des Eisernen Vorhanges am 9.11.1989 und die Auflösung des Warschauer Paktes am 1.7.1991 hätte Deutschland dank UdSSR die Möglichkeit eröffnet, seine Souveränität wiederherzustellen: Es hätte erfordert, die westlichen Besatzer aus dem Land zu komplimentieren und aus NATO auszutreten. Dagegen wurde das westdeutsche Protektorat am 3.10.1990 nicht aufgelöst, sondern sogar um Mitteldeutschland erweitert.

 So wurde Russland vom Wertewesten um den Finger gewickelt

Von REDAKTION | Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage:

  • Warum zog und zieht es das Politik-Establishment West-Deutschlands vor, als hilfswilliges Protektorat ohne Souveränitätsanspruch und selbständige Staatlichkeit am Rocksaum des atlantischen Hegemonen scheinbar immerwährend festzukleben?
  • Warum entschied sich die westdeutsche A-Gesellschaft im Jahr 1990 entscheidende konzeptuelle Planung des Staatswesens weiterhin voll und ganz ans Ausland zu vergeben – liegt es nur an der Bequemlichkeit oder gar am politischen Unvermögen?

Dem deutschen Establishment sind eine Reihe schwerwiegender Fehler unterlaufen, die man zu analysieren hat, um den gegenwärtigen Trend des freien Falls der deutschen Gesellschaft und Wirtschaft in der ganzen Tragweite voll zu verstehen:

Jener Akt scheinbar willfähriger Unterwerfung unter das atlantische Joch, war nur möglich, weil die Wiedervereinigung West- & Mitteldeutschlands nach aussen und innen nicht Souveränitätsverlust suggerierte, sondern eine vermeintlich gegenteilige Entwicklung vorspiegelte, welche der breiten Masse die Sinne vernebelte.

Das deutsche Establishment erklärte sich bereit für sein Teilnahme als Hilfswillige am atlantischen Kolonial- Hegemonialmodell politische -, militärische – und wirtschaftliche Macht vorschnell und langfristig nach Washington, London und Brüssel abzugeben. So tappte man bereitwillig in eine Dreifach-Falle. Diese bedeutete:

  • die Einführung des Euro, indem Deutschland seine Währungshoheit aufgab.
  • die Umwandlung der EWG/EG in eine politische Union – sprich EU, um die allerletzten Reste eigener Souveränität nach Brüssel bzw. NATO abzugeben.
  • die fortgesetzte Mitgliedschaft in NATO, um über Ost-Expansion nach dem «Rezeptbuch des Führers» und seinem Brevier «Mein Kampf» aus dem Jahr 1925, ein «Barbarossa 2.0» mit dem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2025 neu zu beleben!

Rund 35 Jahre später ist von den drei Säulen staatlicher deutscher Macht – der politischen, militärischen und wirtschaftlichen – noch kaum etwas übriggeblieben:

  • Die politische Macht hat sich in Luft aufgelöst und gleicht einer Ampel im Not- & Batteriebetrieb, nachdem ihr der Strom abgedreht worden war.
  • Die militärische Macht besteht nicht einmal mehr auf dem Papier, doch ist nur noch ein schlechter Witz. Es fehlt an allem: Vom Personal bis zum Material.
  • Bleibt die Wirtschaft, wobei die «Deutschland AG» schon zur Jahrtausendwende zerschlagen und die Grossindustrie – sprich Aktiengesellschaften – im Schatten des Globalisierungsrausches vom Ausland weitgehend übernommen wurden. Inzwischen werden diese Konzerne vom Ausland gesteuert! So bleibt nur noch der grundsolide deutsche Mittelstand: Doch dieser wird von der allgemeinen De-Industrialisierung voll erfasst. Dazu kommt, dass atlantische Dienste Deutschland die Energiezufuhr kappten.

Es stellt sich die Frage, wie es zu diesem Staatszerfall in solch einem Rekordtempo kommen konnte? Die Antwort hat die Geschichte zu geben:

  • Nach 1945 haben die Alliierten Preußen und seine Staatsidee eliminiert. Das mag in westdeutschen Ohren unspektakulär klingen, wobei man dazu neigt, diesen Schachzug der Alliierten nicht zu hinterfragen: Man hat Preußen zerschlagen, weil es den «konzeptuellen Kopf» des deutschen Staatswesens darstellte. Sie haben damit Deutschland den «staatstragenden Kopf» abgeschlagen und durch einen «Kuckuckskopf mit altantischer Charakteristik» ersetzt: Diese Verwandlung wurde durch den Umstand erleichtert, dass sich westdeutsche A-Gesellschaften vom atlantischen Exzeptionalismus und Hegemonialmodell besonders angezogen fühlen!
  • Last but not least ist festzustellen, dass atlantische Hegemonen und Seefahrer wahre Meister der Täuschung und falschen politischen Versprechungen sind. Kontinentalen Nationen ist derartiges Gebaren hingegen schon von Natur aus weitgehend wesensfremd.

Doch so lassen sich Letztere über Winkelzüge der westlichen Hegemonen, umso leichter über den Tisch ziehen.

Wie ein Krebsgeschwür breitet sich das Nordische Angriffsbündnis gegen Osten aus |
Quelle: Patrickneil, CC BY-SA 3.0 /licenses/by-sa/3.0/>, via Wikimedia Commons

Nachstehender Auszug aus einem US-Besprechungsprotokoll mit der UdSSR Staatsführung aus dem Jahr 1990 zeigt eindrucksvoll auf, wie westliche Kriegsparteien ihre Angriffskriege minutiös und von langer Hand aus akribisch vorbereiten. Dabei geht es um die langfristige Planung für einen NATO-Frontal-Angriff auf die Russische Föderation, über:

  • fünf NATO Osterweiterungen entgegen allen vorherigen Zusagen,
  • den Putsch in Kiew im Jahr 2014 kuratiert von westlichen Diensten,
  • den Angriff auf die Zivilbevölkerungen des Donbass von 2014 – 2022,
  • den Einsatz von Neo-NAZI-Brigaden als Proxy-Truppen, die vom Westen, seit 1945 organisiert, finanziert, ausgebildet, um als kämpfende Truppe eingesetzt zu werden.
Auszug aus dem insgesamt 16-seitigen Memorandum mit leeren US-Versprechen

Übersetzung des Memorandum-Auszuges ins Deutsche:

US Aussenminister, James Baker, äussert sich gegenüber Gorbatschow, am 9. Feb. 1990 im Kreml, Moskau in Bezug auf das Vereinigte Deutschland als NATO-Mitglied + keine NATO Osterweiterung:

Memorandum des Gesprächs vom 2/9/90 beim Treffen mit
Präsident Gorbatschow, UdSSR & Aussenminister Schewardnaze, Moskau, UdSSR

Gesprächsprotokoll

Date:          Freitag, Februar 9, 1990
Zeit:           1:00 p.m. – 3:00 p.m. / nachmittags
Ort:            Kreml

Teilnehmer:
Aussenminister Baker
Präsident Gorbatschow
Eduard Schewardnaze

[…]

Wir verstehen, dass die Länder im Osten Sicherheit brauchen:

Wenn wir in einem Deutschland, das Teil der NATO wäre, präsent blieben, würde es keine Erweiterung der NATO-Zuständigkeit für NATO-Streitkräfte um einen Zentimeter nach Osten geben.

Letztendlich könnten wir, wenn es für alle akzeptabel ist, Gespräche in einem Zwei-plus-Vier-Kontext führen, die zu einem solchen Ergebnis führen könnten. Vielleicht gibt es eine bessere Möglichkeit, mit den externen Folgen der deutschen Vereinigung umzugehen. Und wenn ja, dann ist sie mir nicht bekannt. Wir haben keine deutsche Zustimmung, aber wir haben es Genscher gegenüber erwähnt, der sagte, darüber nachdenken zu wollen. Dumas gefiel es, und jetzt habe ich es Ihnen gegenüber erwähnt.

[…]

Quelle: US National Security Archive

Aus dem 16-seitigen Memorandum, welches teilweise geschwärzt bzw. zensiert ist, gehen noch weitere interessante Informationen hervor, wie beispielsweise die folgenden Feststellungen der amerikanischen Seite durch Aussenminister Baker, wonach:

  • die USA kein neutrales Deutschland möchte und fürchte ein solches könnte sich eine eigene nukleare Komponente zulegen.
  • alle US-Verbündete und Ost-Europäer, mit denen die USA sprachen, eine US Präsenz in Europa wollten.
  • die USA „in einer Minute“ aus Europa abziehen würden, falls ihre Verbündeten dies verlangten.
  • die USA nur über NATO in Europa vertreten sein könne, wonach eine NATO Auflösung jede US-Präsenz in Europa beenden würde.
  • Frankreich und England ginge es darum, wer künftig die «erste Geige» [first player] in Europa spielen würde.
  • die deutsche Wiedervereinigung sei nicht aufzuhalten.

Im Zuge des weiteren Gesprächs stellt Baker das Thema „Deutschland mit oder ohne NATO“ als Frage direkt an Gorbatschow:

„Würden Sie ein vereintes Deutschland außerhalb der NATO bevorzugen, das unabhängig wäre und keine US-Streitkräfte hätte, oder würden Sie ein vereintes Deutschland mit Verbindungen zur NATO und der Zusicherung bevorzugen, dass es keine Ausweitung der derzeitigen Zuständigkeit der NATO nach Osten geben würde?“

Die Zensoren des Gesprächsprotokolls haben Gorbatschows Antwort, wonach eine solche Mitgliedschaft in der Tat „inakzeptabel“ wäre, allerdings schwärzen lassen, doch Bakers Brief an Kohl vom nächsten Tag, der 1998 von deutscher Seite aus veröffentlicht wurde, bestätigte besagte abschlägige Antwort Gorbatschows.

Die Perfidität der Politik des kollektiven Westens kommt dadurch zum Ausdruck, indem die Aussagen ihrer handelnden Politik-Schachfiguren bzw. die mit ihnen abgeschlossenen Verträge zumeist nach Erreichen des kurzfristigen Zieles je nach Bedarf vom Westen wieder gebrochen und/oder ins Gegenteil verkehrt werden.

Aus diesem Grund verfügen diplomatische Abmachungen oder Verträge zwischen der Globalen Mehrheit mit den Staaten des Wertewestens über einen nur höchst eingeschränkten Wert!

 Russland hat aufgrund eigener bitterer Erfahrungen dies inzwischen auch erfahren müssen und setzt inzwischen auf die einzige politische Karte, welche die sogenannte westliche Wertegemeinschaft notorischer Unanständigkeit bestens versteht:

Harte politische Macht kombiniert mit überlegener militärischer Stärke!

***

Übersetzung des Gesprächsprotokolls: UNSER MITTELEUROPA

Von unserer Redaktion ‚Zeitgeschichte und Globalpolitik‘.
UNSER MITTELEUROPA + kritisch + unabhängig + unparteiisch +

UNSER-MITTELEUROPA-Beiträge unter „Zeitgeschichte und Globalpolitik“ mögen deutschsprachigen Lesern wie auch Historikern als ergänzende Zeitdokumente dienen, nachdem die gängige Massenberichterstattung im deutschen Sprachraum zu politischen Themen oftmals von Tendenzen einer mehr oder weniger lückenhaften Darstellung, wenn nicht immer stärker werdenden Zensurbestrebungen geprägt ist.

Die Pläne der BRD gegen Russland: Hier



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