Bild: GoldrepoerterUS Präsident Trumps unmissverständliche Ankündigung massive weltweite Zölle einheben zu wollen, beginnt nun vielfache Auswirkungen zu zeitigen. Aus Furcht vor möglichen Zöllen auf das Edelmetall Gold werden nunmehr vermehrt Barren von diversen Händlern nach New York verschifft und sorgen somit für zunehmende Knappheit in London.
Folglich lassen derzeit weltweite Unsicherheiten den Preis massiv in die Höhe schnellen.
Gold wird zum besonderen „Trump-Trade“
London wie auch New York, die beiden Giganten des Goldhandels, erleben aktuell eine Verschiebung der Machtverhältnisse, wie auch das manager-magazin berichtete.
Während der Goldpreis von Rekord zu Rekord springt und die Nachfrage so hoch ist wie nie zuvor, bringt nun ein plötzlicher Anstieg der Goldlieferungen in die USA den Markt in London ins Wanken. Der Grund dafür ist, dass zahlreiche Händler ihr Gold nach New York verlagern, um sich gegen mögliche, von US-Präsident Donald Trump angekündigte Handelsbeschränkungen, abzusichern.
Für London hat das allerdings erhebliche Konsequenzen. Die Bank of England, einstmals das Symbol für pünktliche und effiziente Goldabhebungen, ringt mittlerweile mit einer mehr als ungewohnten Verzögerung. Die Auslieferung von Gold, die früher nur Tage gedauert hatte, erstreckt sich nunmehr auf bis zu acht Wochen. „Die Leute kommen nicht an ihr Gold heran“, erklärte ein Insider gegenüber der Financial Times. „Ein Großteil ist nach New York verschifft worden, und der Rest hängt in der Warteschleife.“
Anleger müssen jetzt nicht nur länger auf ihr Gold warten, sondern auch mehr dafür bezahlen. Laut Philip Newman, Geschäftsführer von Metals Focus, einem in London ansässigen Beratungsunternehmen für Edelmetalle, stiegen die Übernacht-Leasingraten für Gold vor kurzem auf bis zu 12 Prozent.
Rohstoffbörse boomt
Jenseits des Atlantiks sieht es mittlerweile gänzlich anders aus. In New Yorks Tresoren stapeln sich mittlerweile Goldbarren im Wert von 82 Milliarden US-Dollar. Die Comex-Rohstoffbörse, eine der weltweit größten Finanzbörsen, erlebt in New York einen beispiellosen Zustrom. Seit der US-Wahl im November sind die Goldbestände um 75 Prozent auf 926 Tonnen angestiegen, ein Rekordniveau, das seit August 2022 nicht mehr erreicht worden war. Allein in diesem Monat waren es 36 Prozent gewesen, da Händler das Gold für Terminkontrakte benötigt hatten. Die Preisdifferenz zwischen Comex und London schrumpft damit jedoch immer weiter.
Höhere Preise an der Terminbörse in New York führen zusätzlich dazu, dass Händler das Metall über den Atlantik verschiffen.
Joe Cavatoni vom World Gold Council sieht darin einen klaren Trend, „viele wollen dem voraus sein, und das treibt den Markt in eine Prämie.“ Trotz der Spannungen bleibt Cavatoni der Financial Times gegenüber optimistisch, dass Goldbarren von kommenden Zöllen verschont bleiben könnten. „Die Rhetorik der Regierung deutet nicht darauf hin, dass sie die Metalle ins Visier nehmen will“, erklärte er.
Zuversicht bei Bank of England
Auch die Bank of England bleibt diesbezüglich gelassen. Gouverneur Andrew Bailey betonte dazu die unerschütterliche Position Londons als Herz des Goldmarktes.
Dabei verbirgt sich hinter den offiziellen Zahlen vermutlich eine noch größere Welle, analysiert dazu die FT. Weitere Lieferungen fließen in private Tresore, die von Großbanken wie HSBC und JPMorgan verwaltet werden. Für London könnte das allerdings erhebliche Verluste bedeuten, da Anleger ohnehin aktuell auf Gold setzen. Im vergangenen Jahr stieg die Gesamtnachfrage um ein Prozent auf 4974 Tonnen. Besonders die Anlegernachfrage legte um 25 Prozent zu. Dies war vor allem auf das gestiegene Interesse an Goldbarren und die wiederbelebte Nachfrage nach börsengehandelten Goldfonds zurückzuführen gewesen, die direkt in das Edelmetall investiert hatten.